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J . Reinke,
erscheint dem leblosen Stoff gegenüber, mit dem der Chemiker es allein zu tun hat, als ein materielles System höherer Ordnung". Will man nunmehr die Erage auf werfen : was ist denn Leben und belebt? so erwidere ich: die einzige kurze Definition, die es für „Leben" gibt, ist die, es sei der Unterschied zwischen einer Pflanze oder einem Tier und deren Leiche. Man tauche eine Fliege solange in Ätherdampf, bis sie tot ist; dann ist das Grefüge der toten Fliege nicht weniger kompliziert, als das der lebendigen. Eins nur hat sie verloren, die Regungen des Lebens. Also mit kation hat das Leben wenig zu tun; dennoch kann man hören, die Organismen unterschieden sich lediglich durch ihre größere pliziertheit von leblosen materiellen Systemen.
Die Epiplastie ergänzt also einen verkleinerten Zellbestandteil zur normalen Grröße ; sie fügt solange Assimilate in die wachsenden Gewebe ein, bis das Granze seinen Normalzustand erreicht hat. Will man den Vorgang an einem trivialen Grieichnis sich lichen, so vergleiche man ihn der Tätigkeit des Maurers, der mit Steinen und Mörtel ein zur Hälfte abgebrochenes Haus wieder zur Granzheit aufbaut. Treffender noch wäre vielleicht Assimilation und Epiplastie vergleichbar der Tätigkeit eines Uhrmachers. Der stellt erst alle Teile der Uhr her aus Stahl, Messing usw., die man zunächst nebeneinander ausgebreitet sich vorstellen möge; das ist Assimüation. Dann fügt er diese Teile zur Ganzheit der Uhr sammen, wobei jeder „assimilierte" Teil seinen besonderen Platz erhält; das wäre Epiplastie, die somit zur Herstellung der Ganzheit führt. Daß bei Herstellung einer Maschine Muskelkraft und kraft des Technikers sich außerhalb der werdenden Maschine befinden, während die Dynamik der Epiplastie ein im Innern des werdenden Organismus „Gegebenes" ist, bedarf wohl kaum der Hervorhebung. Die Epiplastie ist also ein morphogenetischer Vorgang, dessen Einzelheiten durch die Gestalt und Struktur des zu ergänzenden oder zu bildenden Objekts vorgeschrieben sind. Auch das plasma wächst unter Epiplastie der von ihm assimilierten stoffe, mag es sich um das Protoplasma einer Bakterie, der zelle eines Mooses, der Cambiumzelle eines Baums, einer tierischen EpithelzeUe, Gehirnzelle usw. handeln. Das Protoplasma ist der eigentliche Elementarorganismus ; das kann man gewiß sagen, dem einwandfrei festgestellt ist, daß es kernlose Zellen (Beggiatoa mirabilis) gibt, die sich durch Teilung vermehren, wie alle andern Zellen, die Nahrung assimilieren und die durch Assimilation wonnenen Verbindungen in das Gefüge ihres Protoplasmas einbauen. Daß dies Gefüge keine rein chemisch zu bewertende Stoffsumme