16
R . Teichmüller,
Diskordanzen in den Ablagerungen des Monte Gargano, die Viola & Cassetti angenommen hatten, konnten bei genaueren suchungen nicht bestätigt werden. So ist von der Oberkreide nicht bloß das Turon entwickelt, sondern auch fossilführendes Cenoman und Senon nachgewiesen worden ^). Nur schwache laramische wegungen scheinen stattgefunden zu haben, obwohl ich bislang keine auffällige Winkeldiskordanz unter dem Eozän fand. Immerhin greift dieses bis auf Unterkreide über. Aber auch im benachbarten Apennin ruht ja das Alttertiär (primär!) auf den verschiedensten Horizonten, und ich glaube deshalb kaum, daß dieser Diskordanz im Monte Gargano eine derartige Bedeutung zukommt, wie es V. Seidlitz auf Grund der GRAMZow'schen Untersuchungen annimmt, wenn er sagt (S. 419) : „Der Gargano ist der Rest eines am Ende der Kreidezeit entstandenen Gebirges, das sich der jüngeren tung [des Apennin und der Dinariden] gegenüber als starres land verhalten hat."
Wenn weiterhin immer wieder betont worden ist, daß der Apenninflysch dem Gargano fehlt und das Eozän hier stattdessen rein kalkig ausgebildet sei, so ist das nur bedingt richtig; denn Nummulitenkalke des Mittleren Eozäns sind ja auch im Apennin eine häufige Erscheinung ; bei Melfi erreichen sie nach Deecke 200 m, am Gran Sasso nach Sacco gar 700 m ! Erst die jüngeren Schichten sind im Apennin in Flyschfazies entwickelt. Da ihre Äquivalente aber m.W. im Monte Gargano bislang nicht nachgewiesen sind, ist ein Vergleich unmöglich.
Einen ausgeprägten Vorlandcharakter hat also die folge des Antiapennin nicht; denn sie ist ja relativ vollständig, stets marin und kaum geringmächtiger als im benachbarten Apennin. Da andererseits das Neokom und zum Teil auch das Turon im östlichen Monte Grargano von Hornsteinplattenkalken vertreten wird, während die Untere Kreide im südlichen Apennin fehlt oder als Eift'kalk entwickelt ist, so zeigt im Gegenteil der Monte gano in seiner Schichtfolge gewisse pelagische Züge, die dem apennin fremd sind.
Der Antiapennin kann mithin nicht die schwelle des Apennin sein.
B . Die „Lorenzo'sche Schwelle" als Vorland des Apennin. I. Ihre Ableitung aus der Сего112и8аттеп8е1гипё: des Alttertiärs.
I^lgt man in der Basilikata dem Fußweg von Latronico nach Castelsarazeno, so bemerkt man 1 km südlich des Passes zur Rechten
7 ) Schon Palmieri & Scacchi erwähnen (S. 24) Äcanthoceras rhotomagense vom Monte Gargano. Weitere xlngaben verdanken wir Checchia-Rispoli (1919) und DoüviLLE (7 S. 194).