418 155. Grundlagen einer rationellen Metaphjrsik.

Steht das Selbstbestimmungsvermögen oder die Freiheit, nämlich die Entschliessung aus inneren Ursachen, welche wir dem menschlichen Geiste zuschreiben, mit dem vorstehenden Grundsatze im Widerspruche? Durchaus nicht! Denn mit der geistigen Freiheit ist nur gesagt, dass jeder Geisteszustand eine innere, d. h. eine im menschlichen Geiste als einem Gesammtwesen liegende Ursache habe, welche also eine innere Ursache für den Geist, aber eine äussere für den betreflPenden Geisteszustand ist. Die menschliche Freiheit bestätigt daher den vorstehenden Satz.

( 6 ) Aus diesem Satze folgt unmittelbar, dass der individuelle Geist eine Ursache haben müsse, und dass dieselbe, um eine allgemeine Ursache für alle Spezialfälle, d. h. für den individuellen Geist aller Menschen sein zu können, ein allgemeines geistiges System sein müsse, welches man den Weltgeist nennen kann, ohne jedoch dabei an ein gesondertes Wesen oder Individuum zu denken, indem darunter nur eine der Wirklichkeit innewohnende Gesammtkraft zu verstehen ist, deren Träger eben die wirkliche Gesammtwelt ist.

( 7 ) In der Wirklichkeitsregion der Erde ist aus zwingenden Gründen das Pflanzenreich Und das Thierreiöh einmal entstanden und wegen der thatsächlichen, aus der Zusammenwirkung des Minerals mit dem Äther erkennbat*en Zusammensetzung des Mineralatoms aus Ätherelementen unterliegt es keinem begründeten Zweifel, dass auch das Mineralreich einmal entstanden sei. Demzufolge nehmen wir an, dass auch der Äther regionweise einmal entstanden sei.

( 8 ) Die Kombination der Sätze (4), (5) und (7) ergiebt den Schluss, dass das Ätherreich durch eine äussere, ausserwirkliche, also höhere Macht geschaffen sei, und dass diese Macht vor dem Dasein der wirklichen Welt bestanden habe; wir nehmen also eine kraft und Schöpfungsprozesse an.

( 9 ) In der wirklichen Welt bildet die Schöpfung der übergeordneten Reiche (des Mineral-, Pflanzen-, Thierreiches) eine Stufenfolge von mensionen, nämlich die ein-, zwei-, dreidimensionale Stufenfolge innerhalb eines gesetzlich Zusammenhängenden Gesauimtsystems, welches eben die wirkliche Welt darstellt. Daher nehmen wir an, dass der Schöpfüngs- prozeâs, anfangend vom undimensionalen Ätherreiche, ein allgemeines Dimensionirungsgesetz sei, welches sich bei Eintritt gewisser Zustände der wirklichen Welt (z. B. gewisser Temperaturgrade), die man bedingungen nennt, vollzieht. Dieser Einfluss wirklicher Zustände auf die HerbeiKihrung eines Schöpfungsprozesses nöthigt zu der Annahme, dass die Fähigkeit der Erhebung auf die nächst höhere Stufe schon dem untersten Reiche, nämlich dem Ätherreiche, als latente oder bundene Kraft innewohne und dass diese Kraft bei dem Eintritte der fraglichen Bedingung nur manifest oder frei werde, dass sie aber auch beim Eintritte gewisser hinderlicher oder entgegengesetzt wirkender Zustände wieder erlischt, unwirksam Wird, in den Zustand der Latenz zurücktritt, was den Tod der betreffenden Wesen und zuletzt den Tod des betreffenden Reiches bedeutet.