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GESCHICHTE DER HIMMELSKUNDE.

gemessene Bogen umfasste nach astronomischer Beobachtung 1^ IV 57" und maass auf der Erde 68430,5 Toisen; es ergab sich also für den Grad des Meridians 57065 Toisen. Später erweiterte er die Messung bis Amiens, und nun ergab die Schlussrechnung 57057 Toisen. Die Instrumente, deren Picard sich bedientp, waren ein Quadrant von 38 Zoll Radius für die terrestrischen Winkel, und ein gegen das Zenith gerichteter Sextant für die astronomisch zu bestimmenden Declinationen der sterne.

Picard , den wir auch als Gründer der Connaissance des temps, die 1679 zuerst erschien und fortwährend erscheint, anzuführen haben, setzte seine Forschungen fort. Die Untersuchungen über die Dimensionen des Erdkörpers veranlassten auch die Reise nach Hween, um den Ort zu bestimmen wo Tycho beobachtete. Man war zu Nachgrabungen genöthigt, um die Grundmauern der von der Erde verschwundenen Uranienburg zu finden; es gelang dies mit Hülfe eines noch von Tycho selbst gezeichneten Planes und so konnte die Polhöhe des Ortes fixirt werden. Er bemerkte zuerst, dass das Secundenpendel im Winter schneller als im Sommer schlage, er entdeckte auch die wahre Ursache und untersuchte nun die Wirkungen der Temperatur - Änderung auf Metalle und Mineralkörper überhaupt. Auch andere das Gebiet der Physik

Reihe ähnlicher Arbeiten, die noch jetzt fortdauern, eröffnet. Mit Auzout theilt er das Verdienst, das Filarmikrometer bei röhren in Anwendung gebracht zu haben.

So sehen wir in einer frühen Epoche unserer Himmelskunde einen eifrig strebenden Mann die glücklichsten Erfindungen machen und seinen Nachfolgern neue Bahnen eröffnen. Doch auch noch in anderer Weise hat er den Wissenschaften gedient. Auf seiner Reise nach Uranienburg, um die Trümmer dieser berühmten Warte aufzusuchen und ihre geographische Position zu bestimmen, lernte er den jungen Dänen Olaus Römer kennen, und seine warme Fürsprache beim Minister Colbert bewirkte, dass Römer in die jfranzösische Akademie berufen ward. In ganz ähnlicher Weise vermittelte er auch Cassini's Berufung. So hat der bescheidene Mann in mehr ab einer Weise seinem Namen die UnsterbHchkeit gesichert.

Seine Ouvrages de mathematiqite erschienen Amsterdam 1736.